Wir sind alle Fußgänger

Rund 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vertreter von Wirtschaft, Einzelhandel und Gastronomie folgten der Einladung zur Auftaktveranstaltung „Pilotprojekt Fußgängerfreundliche Innenstadt“, die Ende Juni im Rathaus stattfand. Nach einem sozialwissenschaftlichen Fachvortrag zur Fußgängerfreundlichkeit nutzten sie die Gelegenheit, zahlreiche wertvolle Anregungen vorzubringen.

Zum Auftakt der Veranstaltung im Göppinger Rathaus stellte Oberbürgermeister Alex Maier klar, dass es beim Projekt „Fußgängerfreundliche Innenstadt“ nicht um einen Feldzug gegen den Autoverkehr gehe, sondern darum, neu Ideen zu finden, die die vielfältigen Interessen in der Stadt berücksichtigen. Nachdem im vergangenen Jahr beispielsweise beim Landesmusikfestival und dem Maientag, die Innenstadt für den Verkehr gesperrt worden war und die Menschen auf den Straßen flanierten, kam vermehrt die Frage auf, wie der Verkehr geregelt werden könnte, um die Aufenthaltsqualität in der Stadt generell zu verbessern. „Wir wollen hier nichts übers Knie brechen“ betonte Maier, man sei jetzt am Beginn eines Prozesses. In einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aller relevanten Gruppierungen in der Stadt, wird „gemeinsam ein sinnvoller Weg“, ein Versuch entwickelt, der möglichst im kommenden Frühjahr gestartet werden kann.

Der öffentliche Raum in den Stadtzentren hat heutzutage viele Funktionen zu erfüllen. Unterschiedlichste Interessen treffen dort konzentriert aufeinander und müssen möglichst in Einklang gebracht werden. Vor dieser komplexen Aufgabe stehen viele Kommunen und auch in Göppingen ist dieser Transformationsprozess erforderlich, deshalb solle jeder, der Teil der Innenstadt ist, hierzu seinen Beitrag leisten. In seinem Impulsvortrag ging Prof. Sven Kesselring von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen das Thema aus sozialwissenschaftlicher Sicht an. Gehen sei die Urform der Mobilität und außerdem die nachhaltigste Form, erklärte er eingangs. Zu Fuß zu gehen sei ein bewusster Akt der Verbindung zu seiner Stadt und lässt einen erst die Vielfalt der Stadt wahrnehmen. Auch sind Begegnungen und Austausch mit anderen Menschen nur als Zufußgehende möglich. Aus seiner Sicht müsse die Mobilitätspyramide nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit genau umgekehrt werden. Nicht mehr Flugzeuge, Luxusyachten und Autos ganz oben, sondern der Fußgänger. Für diesen soll es außerdem möglich sein, alle relevanten Punkte wie Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Apotheken, in einem Umkreis von 15 min zu erreichen. Mit dem Blick auf den Fußgänger, als schwächstes Glied im öffentlichen Raum, werde automatisch eine Gesamtbetrachtung der Stadt und ihrer Akteure erforderlich, erklärte Kesselring. Und spätestens wenn das Auto im Parkhaus steht oder man aus dem Bus steigt, wird jeder einzelne automatisch zum Fußgänger auf dem Weg zum Geschäft oder Arzt.

Im Anschluss stellten sich Baubürgermeisterin Eva Noller und Prof. Kesselring den zahlreichen Fragen und Anregungen der Teilnehmenden. Dabei reichte die Bandbreite von der Sauberkeit in der Stadt über Poser und Geschwindigkeitsbegrenzungen bis zum Konflikt Radfahrer-Fußgänger. Angeregt wurde auch die zeitweise Sperrung einzelner Bereiche für den Autoverkehr, jedoch abhängig von jeweiligen Nutzungszeiten. Applaus gab es auch für die Wortbeiträge zur 15min-Stadt. Hier wurde der Ist-Zustand in der Stadt ausdrücklich gelobt, denn durch die Lage der Göppinger Parkhäuser könne man schon jetzt alle wesentlichen Anlaufstellen in 15 min erreichen, selbst wenn man auf „der falschen Seite der Innenstadt“ parke. Eva Noller dankte für die zahlreichen Wortmeldungen, die in die weitere Arbeit einfließen werden.

Wie geht es nun weiter?

Eva Noller erklärte, dass sich nun noch im Juli die Arbeitsgruppe erstmals zum Workshop treffen werde. Darin vertreten sind unter anderem Mitglieder der Göppinger City, der IHK, der Gastronomie, der Anwohnerschaft, des Stadtseniorenrats, des ADFC, der Polizei, der Ärzteschaft und Apotheker, der Behindertenvertretung, der Schülervertreter, der Stadtverwaltung und Gemeinderatsfraktionen. In einer weiteren öffentlichen Veranstaltung im September wird auch die Bürgerschaft die Möglichkeit erhalten, das Projekt inhaltlich zu bereichern. Nach insgesamt drei Workshops, in denen konkrete Vorschläge erarbeitet werden, kann der Gemeinderat zum Jahresende die Pilotmaßnahme beschließen. Dann kann im Frühjahr nächsten Jahres die Umsetzung erfolgen.

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